Frauenfußball
Frauenfußball, Foto: pixabay

Frauenfußball hatte es in Deutschland anfangs sehr schwer – von Verboten und Vorurteilen bis hin zu ersten Erfolgen war es ein langer Weg. Bereits in den 1920er- und 30er-Jahren gab es Pionierinnen, die Frauenfußballmannschaften gründeten – etwa in Frankfurt –, doch solche Vorstöße wurden von Gesellschaft und Medien verlacht und schnell wieder unterbunden. Auch der Deutsche Fußball-Bund (DFB) lehnte Frauenfußball zunächst strikt ab. 1955 folgte schließlich ein offizielles DFB-Verbot für Frauenfußball. Den Vereinen wurde untersagt, Frauenmannschaften zu gründen oder Frauen überhaupt auf Vereinsplätzen spielen zu lassen. Als Begründung führte der DFB an, Fußball sei für Frauen unschicklich und gesundheitsschädlich. 

Die aktuelle Lage des Frauenfußballs in Deutschland

Trotz dieses Verbots ließen sich viele Frauen den Spaß am Kicken nicht nehmen: In den späten 1950er und 60er Jahren entstanden inoffizielle Frauenligen und -verbände, die eigene Spiele und Turniere organisierten. So trat 1956 eine inoffizielle deutsche Frauen-Nationalelf vor fast 20.000 Zuschauern gegen die Niederlande an – ein beeindruckendes Zeichen dafür, dass Interesse und Talent vorhanden waren, auch wenn der DFB noch die Augen verschloss.

Erst am 31. Oktober 1970 hob der DFB sein Frauenfußball-Verbot auf – nicht zuletzt, weil engagierte Fußballerinnen mit der Gründung eines eigenen Verbands drohten. Allerdings galten zunächst kuriose Auflagen: Frauen mussten mit kleineren Jugendbällen spielen, Stollenschuhe blieben verboten und die Spielzeit betrug lediglich 2×30 Minuten (statt der üblichen 2×45). Trotz solcher Einschränkungen nahm der organisierte Frauenfußball nun Fahrt auf. Bereits 1971 ermittelten erste Landesverbände regionale Meister, und am 8. September 1974 fand in Mainz das erste offizielle Finale um die deutsche Frauenmeisterschaft statt. Vor 3.800 Zuschauern gewann der TuS Wörrstadt mit 4:0 – ein historischer Moment, der zeigte, dass Frauenfußball eine Zukunft hat. Ende der 1970er Jahre führte der DFB zudem einen Frauen-Pokalwettbewerb ein (DFB-Pokal der Frauen, ab 1981). In dieser Anfangszeit dominierten Pioniervereine wie die SSG 09 Bergisch Gladbach, die zwischen 1977 und 1989 neunmal die deutsche Meisterschaft holten.

In den 1980er Jahren folgte der nächste Schritt: die Gründung einer Frauen-Nationalmannschaft durch den DFB. Am 10. November 1982 bestritt die DFB-Elf ihr erstes offizielles Länderspiel (5:1 gegen die Schweiz). Anfangs tat man sich sportlich noch schwer – die ersten beiden Europameisterschaften 1984 und 1987 verpasste Deutschland. Doch 1989 richtete die Bundesrepublik die Frauen-EM aus, und die deutsche Mannschaft nutzte den Heimvorteil: Im Finale von Osnabrück feierten 22.000 Zuschauerinnen und Zuschauer einen 4:1-Triumph über Norwegen. Deutschland war zum ersten Mal Europameister – ein Meilenstein, der dem deutschen Frauenfußball endlich Anerkennung verschaffte. Kurioserweise bekamen die Spielerinnen als Prämie vom DFB kein Geld, sondern jeweils ein Kaffeeservice überreicht – ein symbolisches Zeugnis dafür, wie gering der Stellenwert des Frauenfußballs damals noch war.

Beflügelt durch den EM-Erfolg 1989 investierte der DFB stärker in den Frauenfußball: 1990 startete die Frauen-Bundesliga als landesweite höchste Spielklasse (zunächst in zwei regionalen Gruppen). In den folgenden Jahren entwickelte sich Deutschland zu einer führenden Nation im Frauenfußball. In den 1990ern und 2000ern sammelte die DFB-Elf fleißig Titel bei EM und WM (u.a. die Weltmeistertitel 2003 und 2007), sodass Deutschlands Frauen international zur Spitze zählten. Aus dem einst verpönten „Damenfußball“ war ein erfolgreiches Kapitel der deutschen Sportgeschichte geworden.

Heute erlebt der Frauenfußball in Deutschland einen Aufschwung: Mehr Mädchen und Frauen spielen Fußball als je zuvor, die Stadien füllen sich zunehmend und das Medieninteresse wächst. Im DFB sind mittlerweile fast eine Million weibliche Mitglieder registriert. Ein ausgedehntes Ligensystem mit mehreren Spielklassen und hunderten Teams zieht sich durch die Republik bis in die Amateurbereiche. An der Spitze steht die Frauen-Bundesliga, die aktuell mit 12 Vereinen ausgetragen wird. Darunter folgen die 2. Bundesliga und regionale Ligen. Immer mehr große Traditionsvereine – von Eintracht Frankfurt bis Werder Bremen – unterhalten inzwischen Frauen-Teams, was dem Sport mehr Professionalität und Infrastruktur bringt.

Inzwischen strömen im Schnitt rund 3.000 Fans zu Bundesliga-Partien – ein fast fünffacher Anstieg binnen weniger Jahre. Top-Spiele stellen regelmäßig neue Rekorde auf: 2023 verfolgten in Köln 30.000 bis 38.000 Zuschauer ein Ligaspiel – Zahlen, die früher undenkbar waren. Auch die EM 2022 wirkte als Katalysator: Das Finale Deutschland–England war mit rund 17 Millionen TV-Zuschauern das meistgesehene Sportereignis des Jahres in Deutschland.

In den Medien ist Frauenfußball so präsent wie nie: Ligaspiele werden regelmäßig live im Fernsehen oder per Stream übertragen, und die Vermarktung zieht an. 2023 erhielt die Frauen-Bundesliga etwa einen eigenen Namenssponsor (ein Tech-Unternehmen) und verbesserte TV-Verträge. Immer mehr Firmen erkennen das Potenzial des Frauenfußballs und treten als Sponsoren auf.

Dennoch gibt es Herausforderungen. Die Professionalisierung steckt noch in den Kinderschuhen: Bislang können nur wenige Vereine Vollprofibedingungen bieten. Viele Spielerinnen erhalten vergleichsweise geringe Gehälter und müssen neben dem Sport einer Ausbildung oder Arbeit nachgehen. Selbst Top-Spielerinnen wie Birgit Prinz verdienten um 2010 mit niedrigen sechsstelligen Jahresgehältern nur einen Bruchteil dessen, was Männerstars erhalten. Auch wirtschaftlich schreiben die meisten Frauen-Bundesligisten noch rote Zahlen und sind auf Zuschüsse der Männerabteilungen oder externer Geldgeber angewiesen. Kurz gesagt: Die Nachfrage steigt, doch der Weg zu einer eigenständig profitablen Liga ist noch weit. Kritiker mahnen an, dass Deutschland im Vergleich zu Ländern wie England oder Frankreich aufpassen muss, den Anschluss nicht zu verlieren, da dort bereits höhere Budgets und Zuschauerzahlen erreicht werden.

Allgemein scheint der Aufschwung nachhaltig: Immer mehr Mädchen beginnen mit dem Fußball, die öffentliche Akzeptanz ist hoch und der DFB fördert gezielt den weiblichen Nachwuchs. Die Chancen stehen gut, dass der Frauenfußball in Deutschland weiter wächst – auch wenn strukturell noch einiges aufzuholen bleibt.

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft

Empfang der deutschen Weltmeisterinnen 2007 auf dem Frankfurter Römerbalkon: Tausende Fans feiern den zweiten WM-Titel. Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft gehört zu den erfolgreichsten der Welt – sie wurde bislang zwei Mal Weltmeister und acht Mal Europameister. Seit ihrem ersten Länderspiel 1982 hat sich das Team zu einem Aushängeschild des deutschen Sports entwickelt. Gleich bei der ersten WM-Teilnahme 1991 belegte Deutschland einen respektablen 4. Platz. Ab Mitte der 1990er dominierte die DFB-Elf dann vor allem den europäischen Wettbewerb: Zwischen 1995 und 2013 gewann Deutschland beeindruckende sechs Europameisterschaften in Folge. Insgesamt stehen acht EM-Titel zu Buche (Rekord in Europa) – ein Spiegelbild jahrzehntelanger Konstanz an der Spitze.

Auch global konnte sich das deutsche Team einen Namen machen. 1995 erreichten die Frauen erstmals ein WM-Finale (unterlagen Norwegen). Im Jahr 2003 gelang dann der große Triumph: In den USA wurde Deutschland erstmals Frauen-Weltmeister. Das Team um Spielführerin Birgit Prinz besiegte im Finale Schweden und sorgte daheim für euphorische Feierlichkeiten. Noch bemerkenswerter lief die WM 2007: Deutschland verteidigte seinen Titel erfolgreich (als erstes Frauenteam überhaupt) und blieb im gesamten Turnier ohne Gegentor – ein bis heute einzigartiger Rekord. Damit avancierte die DFB-Elf zur Nummer 2 der Welt hinter den USA. 2011 durfte Deutschland die Frauen-WM im eigenen Land ausrichten; auch wenn das Team „nur“ im Viertelfinale ausschied, bescherte das Turnier mit ausverkauften Stadien – etwa 73.000 beim Eröffnungsspiel in Berlin – dem Frauenfußball hierzulande enormen Auftrieb.

Olympisches Edelmetall kam ebenfalls hinzu: Seit 1996 ist Frauenfußball olympisch, und die deutsche Auswahl gewann 2016 in Rio de Janeiro die Goldmedaille. Nach einigen schwierigeren Jahren meldete sich die DFB-Auswahl 2022 eindrucksvoll zurück und erreichte das Finale der Europameisterschaft (Niederlage gegen Gastgeber England). Dieser Erfolg löste eine neue Welle der Begeisterung aus und rückte Spielerinnen wie Alexandra Popp (Kapitänin und Führungsspielerin) in den Fokus der Öffentlichkeit.

Über die Jahre hat Deutschland zahlreiche Ausnahmespielerinnen hervorgebracht. Allen voran steht Birgit Prinz – Rekordtorschützin mit 128 Toren und drei Mal zur Weltfußballerin des Jahres gewählt. Auch andere Deutsche wie Torhüterin Nadine Angerer wurden als Weltfußballerinnen ausgezeichnet. Aktuell verfügt die Mannschaft über eine starke Mischung: Routiniers wie Alexandra Popp führen das Team an, junge Talente wie Lena Oberdorf verkörpern die Zukunft. Die DFB-Frauen stehen in der FIFA-Weltrangliste konstant in den Top 5 und gelten bei großen Turnieren fast immer als Mitfavoriten. Längst füllen Länderspiele der Frauen auch große Arenen, und nach Turniersiegen werden die Spielerinnen ähnlich begeistert empfangen wie ihre männlichen Kollegen.

Die wichtigsten Wettbewerbe in Europa und weltweit

Der Frauenfußball hat mittlerweile eigene nationale und internationale Wettbewerbe etabliert. Zu den wichtigsten zählen die Frauen-Bundesliga, die UEFA Women’s Champions League sowie die Europameisterschaft und Weltmeisterschaft.

  • Frauen-Bundesliga: Die Bundesliga ist seit 1990 die höchste deutsche Spielklasse und wird aktuell mit 12 Vereinen ausgetragen. Rekordmeister ist Eintracht Frankfurt (vormals 1. FFC Frankfurt) mit 7 Titeln.

  • UEFA Women’s Champions League: Die Champions League (früher UEFA-Frauenpokal) ist der bedeutendste europäische Vereinswettbewerb. Deutsche Klubs waren hier sehr erfolgreich: 2002 gewann der 1. FFC Frankfurt als erster den Titel, insgesamt holten deutsche Vereine achtmal den Pokal.

  • Frauen-Weltmeisterschaft: Die FIFA-WM der Frauen findet seit 1991 alle vier Jahre statt. Rekordweltmeister sind die USA mit 4 Titeln; Deutschland wurde zwei Mal Weltmeister (2003, 2007).

  • Europameisterschaft: Die UEFA-Frauen-EM wird seit 1984 im vierjährigen Turnus ausgetragen. Deutschland ist mit 8 Titeln Rekord-Europameister; zuletzt gewann 2022 Gastgeber England.

Ein herausragender deutscher Frauenfußballverein – VfL Wolfsburg

Der VfL Wolfsburg der Frauen ist in den letzten Jahren zum erfolgreichsten deutschen Verein im Frauenfußball aufgestiegen und auch international eine Spitzenadresse. Die Frauenfußball-Abteilung des VfL (gegründet 2003) hatte bereits ein Jahrzehnt später ihren Durchbruch: 2013 gelang Wolfsburg das „Triple“ – Gewinn von Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League in einer Saison. Als krasser Außenseiter besiegte das Team im Champions-League-Finale 2013 den favorisierten Titelverteidiger Olympique Lyon mit 1:0 und holte prompt Europas Krone. Ein Jahr darauf verteidigte Wolfsburg den Champions-League-Titel und etablierte sich endgültig in der europäischen Elite.

National läutete Wolfsburg eine neue Ära ein: Seit 2013 holte der Klub mehrfach die deutsche Meisterschaft (insgesamt 7 Mal bis 2022) und dominierte vor allem den DFB-Pokal, den die Wolfsburgerinnen bis 2023 bereits neun Mal gewannen (teils in Serie). Dieser Erfolgsrun wurde möglich durch eine gezielte Professionalisierung: Als Abteilung des finanzstarken VfL Wolfsburg (Werksteam von Volkswagen) konnten die Frauen optimale Bedingungen nutzen. Der Verein investierte in Kader und Infrastruktur, was sich bezahlt machte. Spitzenspielerinnen aus dem In- und Ausland schlossen sich den „Wölfinnen“ an, sodass der Kader stets top besetzt war.

Zu den bekannten Spielerinnen in Wolfsburgs Reihen zählten einige der Besten der Welt. Kapitänin Alexandra Popp, seit 2012 im Klub, ist eines der Gesichter des Teams und führte sowohl den VfL als auch die Nationalelf zu Erfolgen. Stars wie die Deutsche Nadine Keßler (Weltfußballerin 2014) prägten die Erfolgsära. Auch Talente wie Lena Oberdorf entwickeln sich in Wolfsburg zu internationalen Top-Spielerinnen. Der direkte Konkurrent der letzten Jahre ist vor allem der FC Bayern München, der ebenfalls viel in sein Frauenteam investiert hat – seit 2015 liefern sich Wolfsburg und Bayern ein Kopf-an-Kopf-Rennen um die Meisterschaft. Auf europäischer Bühne erreicht Wolfsburg regelmäßig mindestens das Halbfinale der Champions League und stand zuletzt wiederholt im Endspiel (wenn auch häufig gegen Lyon verloren).

Der VfL Wolfsburg steht exemplarisch für den modernen Frauenfußball in Deutschland: Eine enge Verzahnung mit einem großen Profiverein, professionelle Strukturen, internationale Top-Spielerinnen und eine wachsende Fanbasis. Die Erfolge der Wolfsburgerinnen haben das öffentliche Interesse am Frauenfußball insgesamt gesteigert – der VfL ist zu einem echten Aushängeschild geworden.

Interessante Fakten und Kuriositäten über den Frauenfußball

  • Verbot 1955: Von 1955 bis 1970 war Frauenfußball in Deutschland offiziell verboten – der DFB begründete dies mit angeblicher Unweiblichkeit und Gesundheitsgefahr.

  • Kaffeegeschirr als EM-Prämie: Nach dem ersten Europameisterschaftssieg der DFB-Frauen 1989 erhielten die Spielerinnen kein Geld, sondern jeweils ein Kaffeeservice als Siegprämie. Dieses skurrile Geschenk steht sinnbildlich für die geringe Wertschätzung, die dem Frauenfußball damals entgegengebracht wurde.

  • Doppelte Weltmeisternation: Deutschland ist bisher das einzige Land, das bei Frauen und Männern Welt- sowie Europameister wurde.

  • Weltrekorde 2007: Bei der WM 2007 gelang Deutschland als erstem Team die Titelverteidigung und das ohne ein einziges Gegentor – bis heute einmalig bei einer WM.

  • Kultureller Wandel: Früher hatten fußballbegeisterte Mädchen kaum Akzeptanz – heute gehören Mädchen- und Frauenteams zum Vereinsalltag. Die Stimmung bei Frauenspielen ist oft familiärer, doch mittlerweile gibt es auch organisierte Fan-Szenen und Ultras, die ihre Teams leidenschaftlich unterstützen. So ist aus einer belächelten Randerscheinung ein fester Bestandteil der Fußballkultur in Deutschland geworden.

QUELLEN:

  • National Geographic – "Die Geschichte des Frauenfußballs in Deutschland" 

  • ZDFheute – "Wohin führt der Weg der Frauen-Bundesliga?" 

  • Deutschlandfunk – "Frauenfußball: Die Grenzen des Wachstums" 

  • SPORTFIVE – "Das Potenzial des Frauenfußballs – neue Chancen für Sponsoren" 

  • Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) – "Der DFB hebt das Frauenfußballverbot auf" 

  • Statista – "DFB-Mitglieder nach Geschlecht 2024"

  • Wikipedia – "Frauenfußball in Deutschland"

  • Wikipedia – "Deutsche Fußballnationalmannschaft der Frauen" 

  • NDR – "Tore, Titel, Triumphe: Die Geschichte der Wolfsburger Fußballerinnen"